Wussten Sie schon, dass jeder von uns jährlich mehr als 480 Kilogramm Haushaltsabfall verursacht? Oder, dass Bau- und Abbruchabfälle den größten Anteil aller Abfälle in Deutschland ausmachen? Das zeigt der aktuelle Bericht über die Kreislaufwirtschaft in Deutschland für das Jahr 2024. Er wird von insgesamt 15 Verbänden, Vereinen und Unternehmen unterstützt und bietet einen Einblick in die Leistungen, die aktuellen Fortschritte, die wirtschaftliche Bedeutung und die bevorstehenden Herausforderungen der deutschen Kreislaufwirtschaft. So werden zum Beispiel die Kosten der Abfallentsorgung, die Akzeptanz in der Bevölkerung und die Abfallmenge in Deutschland beleuchtet:
Leistungen der Kreislaufwirtschaft:
Im Jahr 2021 wurden insgesamt 410 Millionen Tonnen Abfälle im Inland entsorgt und etwa 14.300 Abfallbehandlungsanlagen betrieben. Der größte Anteil dieser Abfälle entfiel mit 220 Millionen Tonnen auf Bau- und Abbruchabfälle. Pro Einwohner und Jahr ergibt sich daraus ein Durchschnitt von etwa 5 Tonnen Abfall in Deutschland.
Die Abfallmenge, die von privaten Haushalten erzeugt wurde, belief sich im Jahr 2021 auf rund 40 Millionen Tonnen. Das entspricht einem durchschnittlichen Aufkommen von etwa 484 Kilogramm pro Einwohner. Die Abfälle aus privaten Haushalten lassen sich wie folgt unterteilen:
- 13,3 Millionen Tonnen Hausmüll und hausmüllähnliche Gewerbeabfälle (159 Kilogramm pro Einwohner)
- 3,1 Millionen Tonnen Sperrmüll (37 Kilogramm pro Einwohner)
- 11,2 Millionen Tonnen getrennt erfasste Bio- und Grünabfälle (134 Kilogramm pro Einwohner)
- 12,5 Millionen Tonnen getrennt erfasste Wertstoffe wie Papier, Pappe und Kartonagen, Glas, Leichtverpackungen, Metalle, Altholz, Textilien und andere Wertstoffe (150 Kilogramm pro Einwohner)
Wirtschaftliche Bedeutung der Kreislaufwirtschaft:
Im Jahr 2021 erwirtschaftete die deutsche Kreislaufwirtschaft einen Umsatz von rund 105 Milliarden Euro und beschäftigte etwa 310.000 Menschen. Dies macht sie zu einer wichtigen Branche in Deutschland, mit ähnlich vielen Beschäftigten wie in der Energiewirtschaft und fast viermal so vielen Beschäftigten wie in der Wasser- und Abwasserwirtschaft.
Akzeptanzprobleme der Kreislaufwirtschaft:
Der Bericht zeigt, dass die Müllwerkerinnen und Müllwerker in der Bevölkerung großes Ansehen genießen. Die Mülltrennung wird als wichtiger Beitrag zum Umweltschutz angesehen. Mit 70 Prozent Zustimmung liegt dieser Berufsstand nach einer Umfrage des Deutschen Beamtenbundes aus dem Jahr 2022 auf dem siebten Platz aller Berufsgruppen. Weniger Akzeptanz gibt es für die Infrastruktur wie zum Beispiel Sortier- und Aufbereitungsanlagen, thermische Abfallbehandlungsanlagen oder Deponien. Diese sind jedoch für das Funktionieren der Kreislaufwirtschaft notwendig.
Arbeitsplätze:
Die Kreislaufwirtschaft bietet sowohl gut qualifizierten als auch ungelernten Arbeitskräften Beschäftigungsmöglichkeiten, wobei Weiterbildungsmöglichkeiten eine wichtige Rolle spielen. Der Bericht betont jedoch, dass gemeinsame Anstrengungen der gesamten Branche erforderlich sind, um den Fachkräftemangel zu beseitigen.
Kosten der Abfallentsorgung:
Die Kosten der Kreislaufwirtschaft sind durch hohe Standards und umfangreiche Prozesse sehr umfangreich, liegen mit etwa 70 bis 100 Euro je Einwohner für die privaten Haushalte aber deutlich unter den Schätzungen der Bürgerinnen und Bürger. Nach Umfragen des „Instituts für Abfall, Abwasser und Infrastruktur-Management (INFA)“ werden die kommunalen Abfallgebühren von den Bürgerinnen und Bürgern bis zu 5-mal so hoch eingeschätzt, wie sie in den jeweiligen Kommunen tatsächlich anfallen.
Klimaschutz durch Kreislaufwirtschaft:
Die Kreislaufwirtschaft leistet einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, indem sie Treibhausgasemissionen reduziert und Ressourcen wiederverwertet. Nach der nationalen Treibhausgasinventur sind die Emissionen im Sektor Abfallwirtschaft seit 1990 von 38 Millionen Tonnen CO2 um 75 Prozent auf nur noch 4,3 Millionen Tonnen CO2 im Jahr 2022 gesunken. Wesentliche Ursache dafür war die Schließung von Deponien für die Ablagerung unvorbehandelter Siedlungsabfälle im Jahr 2005. Darüber hinaus tragen viele weitere abfallwirtschaftliche Maßnahmen zum Klimaschutz bei: Weitere 60 Millionen Tonnen CO2 werden jährlich allein durch das Recycling vermieden. Das Recycling von Abfällen ist auch ein zentraler Bestandteil der „Circular Economy“, einer EU-weiten Strategie zur nachhaltigen Produktion und Ressourcenkreislaufwirtschaft.
Rohstoffe:
Ein wichtiger Indikator für den Wiedereinsatz von Rohstoffen ist die Zirkularitätsrate. Diese misst die genutzte Sekundärrohstoffmenge im Verhältnis zu der Menge aller genutzten Rohstoffe. Sie ist in Deutschland seit Jahren konstant und liegt mit 12,7 Prozent im Jahr 2021 im Europäischen Durchschnitt von 11,7. Das es möglich ist, Recyclingpotenziale noch viel stärker zu nutzen, zeigen beispielsweise die Niederlande mit einer aktuell fast dreifach so hohen Zirkularitätsrate von 33,8 Prozent.
Weitere Informationen zum Statusbericht der deutschen Kreislaufwirtschaft 2024 finden Sie hier.